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An kalten Herbsttagen gehört ein warmes Bad für viele Menschen zum Verwöhnprogramm. Wie lange die Entspannung anhält, ist offen. Denn in den Nebel der Düfte verschiedener Badezusätze können sich Legionellen mischen. Gelangen die Bakterien in hoher Konzentration in die Lunge, lösen sie ernsthafte Krankheiten aus.

Legionellen sind weit verbreitete Umweltkeime. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kommen die Bakterien in Oberflächengewässern und im Grundwasser vor. Dort sind sie ebenso ein natürlicher Bestandteil wie in anderen feuchten Biotopen. In diesem natürlichen Umfeld verursachen Legionellen in der Regel auch keine Probleme. In großen Trinkwasseranlagen mit vielen Rohren befindet sich jedoch häufig ein Biofilm. Diese schleimartige Matrix aus Mikroorganismen und organischen Substanzen ist ein optimaler Nährboden für Legionellen und ihre speziellen Nährstoffansprüche. Zudem werden Bakterien, die sich in dieser Matrix befinden, nur sehr schlecht herausgewaschen. Vor allem ältere und schlecht gewartete Wasserleitungen sind daher anfällig für eine Kontamination.

Das potenzielle Risiko steigt auch während der Corona-Shutdowns. Stehendes Trinkwasser in den Leitungen erhöht die Gefahr einer Verkeimung. Eine regelmäßige Spülung der Leitungen wird essenziel, um die Entstehung dieses Stagnationswasser zu verhindern. Um zweifelsfrei festzustellen, ob während einer Schließung eine bakterielle Kontamination entstanden ist, empfiehlt es sich, das Wasser vor Wiederinbetriebnahme zu untersuchen.

 

Übertragung via Aerosole

Für gesunde Menschen besteht eine geringe Gefahr, an Legionellen zu erkranken, vor allem bei niedriger Konzentration. Eine Bedrohung entsteht erst, wenn die Bakterien in hoher Konzentration in die Lunge gelangen. Zu den Risikogruppen zählen Diabetiker, Raucher und Menschen mit einer Herz- oder Lungenerkrankung oder einem geschwächten Immunsystem. Doch je höher die Keimzahl, umso gefährlicher wird es auch ohne Vorerkrankung.

In den Körper gelangen Legionellen über Aerosole, etwa beim Einatmen von Wasserdampf in der Dusche, der Badewanne oder dem Whirlpool. Im warmen Wasser können sich die Keime zudem schneller vermehren. Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius sind ideale Wachstumsbedingungen für Legionellen. Das Schlucken von kontaminiertem Leitungswasser ist dagegen eher ungefährlich, weil die Bakterien von der Magensäure abgetötet werden.

 

Prüfpflichtige Anlagen

Einen vergleichbaren Schutzmechanismus gibt es in der Lunge nicht – und wer badet schon mit einer Maske? Deshalb gibt die Trinkwasserverordnung (TrinkwVO) zahlreiche Regeln vor, um Menschen vor den Bakterien zu schützen. Für Legionellen ist beispielsweise ein „technischer Maßnahmenwert“ von 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) je 100 Milliliter Wasser definiert. Überschreitet der gemessene Wert die Vorgaben der Trinkwasserverordnung, muss das Gesundheitsamt informiert werden.

Die Verordnung regelt außerdem die Pflichten für Betreiber von Trinkwasser-Installationen. Speziell für Betreiber von Großanlagen gibt es eindeutige Verpflichtungen. Eine Trinkwasseranlage muss regelmäßig überprüft werden, wenn eine Großanlage zur Trinkwassererwärmung vorhanden ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Trinkwasseranlage öffentlich oder kommerziell genutzt wird. Die Prüfung ist besonders dann wichtig, wenn Einrichtungen vorhanden sind, die das Wasser vernebeln und Aerosole bilden, beispielsweise Duschen oder Whirlpools.

 

Tipps gegen Legionellen

Neben den verpflichtenden Prüfungen können Vermieter, Verwalter oder Bewohner von Gebäuden zusätzlich selbst aktiv werden. Mit wenigen Schritten lässt sich eine Infektion vorbeugen.

  • Wasserhähne regelmäßig reinigen und entkalken
  • Anlagenbetreiber sollten die Warmwasseranlage in einem Temperaturbereich von 60°C fahren. Dabei muss allerdings die Verbrühungsgefahr beachtet werden.
  • Wurden Leitungen länger als 72 Stunden nicht genutzt, sollten alle Wasserhähne und Duschköpfe heiß durchgespült werden. Die Fenster sollten in dieser Zeit geöffnet sein – und Menschen den Raum verlassen.