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Neues Jahr, neue Regeln: Seit 1. Januar 2021 ist die „Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung“ (OPFEP) bundesweit in Kraft. Standardisierte Prüfkriterien, ein digitales Prüfprotokoll und ein ausführliches Feedbackgespräch sorgen für mehr Transparenz und tragen dazu bei, dass Unfallrisiko von Fahranfängern zu reduzieren.

Die Auswertungen des Statistischen Bundesamts zeigen es jedes Jahr: Fahranfängerinnen und Fahranfänger haben ein besonders hohes Unfallrisiko. Im Jahr 2019 verunglückten knapp 60.000 junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren. Fehlende Erfahrung im Straßenverkehr und falsche Selbsteinschätzung ihres fahrerischen Könnens sind häufige Ursachen. „Genau hier setzt die sogenannte OPFEP – die Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung – an“, erklärt Uwe Herrmann, Leiter der technischen Prüfstelle für den Kfz-Verkehr bei TÜV Hessen. „Ein neu entwickelter Fahraufgabenkatalog und insbesondere die digitale, nachvollziehbare Dokumentation helfen dabei, die eigenen Fähigkeiten am Steuer besser einzuschätzen und damit die Verkehrssicherheit insgesamt zu erhöhen.“

 

Neuer Fahraufgabenkatalog bildet Basis für Ausbildung und Prüfung

Vom Rechtsabbiegen über das Fahren im Kreisverkehr bis hin zum Überholvorgang auf der Autobahn – was macht gutes und sicheres Autofahren aus? Der neue Fahraufgabenkatalog bietet Orientierung und beschreibt detailliert die sicherheitsrelevanten Anforderungen an die Prüflinge. Es werden darin konkret acht Fahraufgaben, fünf Fahrkompetenzbereiche, beispielsweise Verkehrsbeobachtung und Geschwindigkeitsanpassung, sowie die jeweiligen Bewertungskriterien definiert. Damit bildet der Katalog erstmals bundesweit eine einheitliche Grundlage sowohl für die Prüfung als auch für die Fahrausbildung in den Fahrschulen. „Die standardisierten Bewertungskriterien erleichtern den Prüfern natürlich auch die objektive Einschätzung der Fahrleistung“, ergänzt Uwe Herrmann. Die Bewertung jeder Fahraufgabe und jedes Kompetenzbereichs erfassen die Prüfer während der Prüfungsfahrt direkt per Tablet im elektronischen Prüfprotokoll (ePp). Dabei gibt das ePp keine Entscheidungen vor, sondern ist als Dokumentationshilfe Mittel zum Zweck. Die Zusammenfassung der einzelnen Ergebnisse liefert schließlich ein umfassendes Bild der Fahrleistung des Schülers, die finale Entscheidung obliegt wie bisher dem Prüfer.

Im anschließenden Feedbackgespräch erläutert der Prüfer seine Beurteilung und gibt dem Führerscheinbewerber eine aussagekräftige Einschätzung seiner Fahrkompetenz – unabhängig davon, ob er die Prüfung bestanden hat oder nicht. „Nur wenn ich weiß, in welchen Situationen ich richtig reagiert habe und wo es noch Defizite gibt, kann ich als Fahranfänger an meinem Verhalten im Straßenverkehr arbeiten und zu einem sicheren Verkehrsteilnehmer werden“, erläutert Uwe Herrmann. Das Prüfprotokoll kann der Prüfling zudem via QR-Code auf sein Smartphone laden oder sich per E-Mail schicken lassen. Muss der Bewerber die Prüfung wiederholen, erhält er damit eine lernförderliche Leistungsrückmeldung für die Nachschulung. Nach erfolgreicher Prüfung liefert die Dokumentation wichtige Hinweise für den weiteren Erfahrungsaufbau, etwa beim begleiteten Fahren ab 17 Jahren. Die bundesweit einheitliche Dokumentation sorgt somit für eine transparente Nachvollziehbarkeit der Prüfungsergebnisse.

 

Aus Fehlern lernen: Digitales Prüfprotokoll gibt Aufschluss 

Die digitale Erfassung sorgt nicht nur bei Prüfer, Fahrlehrer und Fahrschüler für Transparenz. Die Daten aus den Prüfdokumentationen werden zukünftig bundesweit anonymisiert erfasst und ausgewertet. Welche Fehler häufen sich in den Prüfungen? Gibt es bestimmte Verkehrssituationen, die junge Fahranfänger besonders überfordern? Die Ergebnisse geben einen guten Überblick und liefern wichtige Anhaltspunkte für die stetige Weiterentwicklung der Fahrausbildung und -prüfung.

 

Längere Prüfungsfahrt für alle Führerscheinklassen

Die Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung wurde in Zusammenarbeit aller technischen Prüfstellen, vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BFV), von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und weiteren Beteiligten entwickelt. In die Neuerungen sind aktuelle Erkenntnisse aus der Verkehrswissenschaft zu typischen Anfängerdefiziten eingeflossen. Die OPFEP wurde wissenschaftlich untersucht und an etwa 9.000 Prüfungen unter realen Bedingungen erfolgreich erprobt. Sie gilt bundesweit seit 1. Januar 2021 für alle Führerscheinklassen. Um alle erforderlichen Fahraufgaben zu absolvieren und aufgrund der detaillierten Rückmeldung an den Prüfling, verlängert sich die Dauer der Prüfungsfahrt in der Regel um 10 Minuten.