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Die Fahrt zur Tankstelle wird aktuell nur zähneknirschend angetreten. Dabei haben AutofahrerInnen meist die Benzinpreise im Blick. Um die Sicherheit an der Tankstelle macht man sicher eher selten Gedanken. Doch wie wird diese sichergestellt?

Eine brennende Zigarette fällt in eine Benzinpfütze. Ein Mann läuft gelassen von der Tankstelle weg. Wenige Augenblicke später explodiert die Tankstelle im Hintergrund. Ein echter Klassiker unter den Filmszenen. In Hollywood haben Tankstellen eine einfache Aufgabe. Sie müssen zum richtigen Zeitpunkt in die Luft gehen – denn nur wenige Action-Filme kommen ohne spektakuläre Explosionen aus. Genügend Potenzial wäre in der Theorie auch vorhanden. Unter jeder Tankstelle befinden sich riesige Kraftstofftanks, die über ein Leitungsnetz mit den Zapfsäulen verbunden sind. In den unterirdischen Tanks befinden sich in der Regel 60.000 bis 90.000 Liter Treibstoff. Großtankstellen lagern nicht selten bis zu 500.000 Liter Kraftstoff. Genug für eine filmreife Explosion.

 

Explodierende Tankstellen gibt es nur in Hollywood

Glücklicherweise sind Explosionen von Tankstellen außerhalb eines Filmstudios so gut wie unmöglich. Denn die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch. Für die Tankstelle gibt es einen Notausschalter im Shop oder bei unbesetzten Tankstellen im Außenbereich, über den die Tankstelle im Schadensfall stromlos geschaltet werden kann und den weiteren Kraftstofffluss sicher unterbindet. Außerdem sind Vorrichtungen verbaut, die eine Zündung des Kraftstoffs in den Tanks sicher verhindern. Die Zapfsäulen sowie die anderen Aufbauten an einer Tankstelle sind so gebaut, dass eine Explosion nahezu ausgeschlossen wird.

Neben einer Explosion besteht an einer Tankstelle natürlich auch die Gefahr eines Brandes wie an jedem anderen Gebäude auch. Die Ursache in fast allen Fällen ist hier aber ein Unfall oder Manipulation. Mögliche Gefahren sollten deshalb dennoch beachtet werden – schließlich kommen jeden Tag Millionen Menschen mit einer Tankstelle in Berührung, inklusive aller Gefahren. Daher gelten höchste Anforderungen an die Sicherheit, denn die entzündbaren und brennbaren Flüssigkeiten und Gase werden nicht ausschließlich von ausgebildeten Fachleuten genutzt. Umso wichtiger sind regelmäßige Prüfungen. Allerdings sind laut aktuellem Anlagensicherheitsreport nur rund 46 Prozent aller Tankstellen mängelfrei. Bei etwa 21 Prozent der geprüften Anlagen wurden sogar erhebliche Mängel oder gefährliche Mängel festgestellt.

 

Grundlage und Prüfumfang auf Explosionssicherheit

Rechtliche Grundlage für die wiederkehrenden Prüfungen an Tankstellen sind die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) in Verbindung mit der Gefahrenstoffverordnung (GefStoffV). Die Prüfung auf Explosionssicherheit erfolgt spätestens alle sechs Jahre, Kontrollen der technischen Explosionsschutzmaßnahmen sind dagegen bereits nach drei Jahren erforderlich. Sicherheitsexperten empfehlen jedoch, sämtliche Prüfungen in einem dreijährigen Intervall vorzunehmen. So entsteht mehr Rechtssicherheit, weil sich innerhalb von sechs Jahren die Bauart oder Betriebsweise der prüfpflichtigen Anlagen verändern kann.

Während der Prüfung von Brandschutz und Explosionssicherheit einer Tankstelle wird die Sicherheit der Zapfsäulen und der dazugehörigen elektrischen Anlagen kontrolliert. Hinzu kommt die Prüfung von Rohrleitungen und Lagertanks, hier liegt der Fokus auf der Dichtigkeit. Über die Fahrbahn einer Tankstelle darf zudem keinerlei Flüssigkeit ins Erdreich dringen, deshalb ist diese dicht ausgeführt und die Ablaufkanäle führen zu einer Abscheideranlage. Der einwandfreie Zustand von Abfüllfläche und Abscheider zählen daher zum Prüfumfang. Ein weiteres Prüfobjekt sind die Zapfpistolen. Die Absaugeinrichtung einer Zapfpistole nimmt die beim Tanken aus dem Fahrzeugtank verdrängten Kraftstoffdämpfe auf und leitet sie in den unterirdischen Lagertank zurück. Daher wird die fehlerfreie Funktion der Zapfanlage ebenfalls kontrolliert. Bei diesen Prüfungen sind das Wasserrecht (Wasserhaushaltsgesetz (WHG) sowie das Immissionsschutzrecht (Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) zu beachten.

 

Gas und Strom: Neue Antriebe – neue Prüfung?

Viele Tankstellen bieten mittlerweile neben konventionellen Treibstoffen auch Gas wie Autogas (LPG) oder Wasserstoff an. Daraus entstehen neue Risiken, denn die Tanks sowie die Füllstellen für diese Gase stehen unter einem viel höheren Druck. Die damit vorhandenen möglichen Gefahren müssen bei diesen Prüfungen berücksichtigt werden, damit die Sicherheit bis zur nächsten Prüfung gewährleistet werden kann.

Zudem gibt es mittlerweile an größeren Tankstellen oder Rastplätzen Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Hier entstehen neue Herausforderungen für den Fall, dass der dazugehörige Batteriepufferspeicher oder der Lithium-Ionen-Akku eines Elektroautos Feuer fängt – denn diese Brände sind nur schwer mit Wasser zu löschen. Grundsätzlich gilt natürlich, dass an Tankstellen für den nicht auszuschließenden Brandfall genügend Löschwasser verfügbar sein muss.